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Selbstfürsorge versus Selbstmitleid

Pflegst du Selbstmitleid oder Selbstfürsorge ?

Selbstfürsorge versus Selbstmitleid. Selbstmitleid ist jedenfalls ein Thema, welches wohl jedem Mental Coach schon einmal in Gestalt vielfältigster Ausführungen zu Ohren gekommen ist. Wie ist das nun mit dem Selbstmitleid, ein Wort welches LEID in sich trägt. Ist es zielführend, oder ist Selbstmitleid eine Barriere für lösungsorientiertes Denken und proaktives Handeln? Diese Fragen wollen wir uns etwas genauer beantworten aus dem Blickwinkel der Vergangenheit anschauen. Auch, ob vielleicht das Selbstmitleid in vielen Fällen nur eine Ausrede tarnen soll. Ist Selbstmitleid in manchen Fällen sogar wichtig? Welche Tugenden sind nötig um Selbstmitleid zu überwinden? Hier einige manifestierende Aussagen die Überwindung jedenfalls extrem erschweren:

Wieso spielt ausgerechnet mir das Leben so einen bösen Streich, warum bin ich immer der Verlierer? Egal was ich anfange, es geht immer schief! Ich bin für alle das Opfer. Anderen scheint es offenbar stets besser zu gehen als mir. Ich bin zu dick, unansehnlich und unbeweglich, es ist hoffnungslos.

Das Leben ist ungerecht und hart, das habe ich nicht verdient. Ich werde immer der Verlassene sein, keiner liebt mich. Ich habe überhaupt kein Selbstbewusstsein. Ich muss immer alles allein machen. Das kann ich nicht, da komme ich nie raus. Ich kann es nicht ändern. Mich hat schon in der Schule niemand gemocht. Ich habe zu viel Stress…

Ich habe einfach keine Zeit, weil ich so verdammt viel arbeiten muss. Mein Partner betrügt mich und springt mit mir um als wäre ich sein Eigentum. Mir tut immer alles weh. Ich habe sehr sehr viele Allergien. Viele Menschen haben meine Seele verletzt. Damals vor vielen Jahren, als der andere Schuld war. Ich habe soviel Geld verborgt, verspielt und verloren. Meine Geschäftspartner, Nachbarn, Freunde, sind immer alle unzuverlässig, hinterhältig und falsch zu mir.

Und, und, und…so oder ähnlich klingen häufig diese typisch generalisierten und nach Mitleid buhlenden Aussagen. Damit gehen sich im wahrsten Sinne des Wortes einige Menschen auf Dauer selbst „auf den Geist“!

Selbstmitleid, Trauerarbeit und Selbstfürsorge sind höchst unterschiedliche „Konzepte“!

Wer hat nicht schon einmal in seinem Leben, schwierige Phasen oder Krisen überstehen müssen? Den Tod eines nahestehenden Menschen, der Trauerarbeit erfordert und sich unterscheidet vom chronischen Selbstmitleid. Eine bedrohliche Krankheit, den Verlust durch Trennung, des Arbeitsplatzes, oder schweren Vertrauensmissbrauch durch Vertraute aus dem nahen Umfeld. Auch die häufig postulierte schwierige Kindheit, oder eine problembeladene toxische Partnerschaft, sind solche Dinge die Selbstfürsorge in der Verarbeitung essenziell macht.

Wie nun konkret vom Selbstmitleid wegkommen und optimistisch in die Zukunft blicken? Können wir selbst darüber entscheiden wie lange wir unter solchen Dingen, die sehr oft in der Vergangenheit liegen leiden? Aber auch Probleme der Gegenwart, sind durch Selbstmitleid selten der Lösung zugeführt.

Krisen sind Angebote des Lebens, sich zu wandeln. Man braucht noch gar nicht zu wissen was neu werden soll, mann muss nur bereit und zuversichtlich sein. Luise Rinser

Die Vergangenheit ist ein Käfig, dessen Gitterstäbe man biegen, aber nicht zerbrechen kann sagte der Dichter Tennessee Williams. Ja, der Vergangenheit kann man nicht entfliehen, aber wir können entscheiden aus welchem Blickwinkel wir diese betrachten, welchen Rahmen wir ihr geben wollen. Das Verharren in der Vergangenheit verhindert jedenfalls Glück in der Gegenwart! Unglückliche Momente sind im Leben eines jeden Menschen sehr wahrscheinlich, schmerzhaft und produzieren entsprechende Gefühle.

Diese Gefühle wollen gelebt, nicht verdrängt und missachtet werden. Das braucht Zeit, fern der Plattitüde die „Zeit heilt alle Wunden“, Das tut sie nämlich nicht, wenn wir Heilung nicht als aktiven Prozess angehen. Dafür tut es gut, neben dem „Beileid“ in eigener Sache auch das mitfühlende Verständnis anderer zu bekommen. Würden wir hier aus dem aktuell inneren Erleben, sofort auf das viel zitierte positive Denken umschalten wäre es höchst unnatürlich, sogar schädlich. Nein, wir haben manchmal das Recht darauf „traurig“ zu sein.

Unsere Selbstfürsorge ist gut um diese Wunden zunächst anzusehen und so wie äußere Wunden per Pflaster 1. Hilfe zu gewährleisten. Wir sind es uns schuldig Erfahrungen die solche Verletzungen reißen, ernst zu nehmen. Das bedeutet den ersten Schritt zur Überwindung von genannten schmerzlichen Lebensphasen und „Heilung“ von Wunden. Denn das hat eine Menge mit Selbstliebe, ehrlicher Selbstreflexion, Selbstverantwortung und viel weniger mit Egoismus, einem Hauptmerkmal des Selbstmitleids zu tun. Der zweite Schritt ist etwas schwieriger aber gangbar: die Akzeptanz des Geschehenen und der positive Blick in die Zukunft.

Wie lange braucht es um aus Selbstmitleid Selbstfürsorge zu kreieren?

Die Einsicht das es sich um Selbstmitleid handelt ist der wichtigste Schritt in Sachen Selbsterkenntnis. Die „Einwirkzeit“ von Selbstmitleid spielt eine wesentliche Rolle, ob es heilend oder destruktiv wirkt. Auf Dauer werden Wehklagen, Jammereien, und ständige Anklagen und Forderungen an die Außenwelt nichts ändern! Lediglich die Psyche wird nachhaltig vergiftet, denn so kann keine Verbesserung des Zustandes erzielt werden, im Gegenteil, er wird sich manifestieren. Nur wir selbst können etwas ändern, vor allem unser Denken und Handeln.

Zwei Tugenden sind die Wichtigsten: den „Willen“ das Selbstmitleid zu überwinden und der „Glaube“ es auch zu können. Wie beim körperlichen Training auch, so ist beim Mentaltraining eine Ist-Soll Analyse wichtig. Was soll erreicht werden, was ist die Intention eines neuen Gedankengebäudes? Ich darf zulassen das es andere bemerken dürfen, dass ich im Selbstmitleid feststecke und Veränderung nötig ist! Der Glaube und hier ist nicht der Religiöse gemeint, hilft uns jedenfalls stark zu bleiben, Dinge die uns belasten überwinden zu können.

Wille und Glaube Hand in Hand

Wenn der Glauben und der Wille nicht konform gehen, wird immer der Wille unterliegen und jedes Vorhaben scheitern. Zu dem ist eine hilfreiche Frage: hat mich die zu überstehende Lebenssituationen letztlich in meiner Persönlichkeit gestärkt? Das wird von vielen Menschen mit ja beantwortet und initiiert eine neue Betrachtungsweise. Hoffnung ist eine weitere Tugend die unerlässlich ist. Denn Hoffnung ist eine zuversichtliche innere Ausrichtung, gleichzeitig verbunden mit einer positiven Erwartungshaltung das „Gewünschtes“ in der Zukunft eintritt. Hoffnung und somit Optimismus fabrizierendes Denken als Gegenpol zum Pessimismus ist unverzichtbar, um aus dem Selbstmitleid herauszukommen. Und:

Lachen ist die beste Medizin

Goethe sagte: „Sage mir, mit wem du umgehst, so sage ich dir, wer du bist; weiß ich, womit du dich beschäftigst, so weiß ich, was aus dir werden kann.“ Aus diesen Gedanken entspringen wichtige Impulse um Selbstmitleid durch eine neue Wahl des Umfeldes keine neue „Nahrung“ mehr zu geben. Wir entscheiden, ob wir uns überwiegend mit lebensbejahenden, mitfühlenden und zukunftsorientierten Menschen umgeben, oder mit Mitleid spendenden Personen die uns in unserem Selbstmitleid immer bestärken!  Und: mit welchen Dingen beschäftigen wir uns sonst noch so? Wenn „spezielles Freizeitverhalten“ die Destruktivität noch verstärkt gilt es auch hier Änderungen herbeizuführen.

Das Umfeld, der Umgang mit Menschen und deren Einstellungen sind stark positiv oder negativ Einfluss nehmend auf Selbstmitleid.

Übrigens, nicht unerwähnt soll bleiben: schwerste und sehr schwer allein zu überwindende Traumata gehören in die Hände von Spezialisten mit Erfahrung in Sachen „Traumabewältigung“. Hier geht es um wirksame mentale Techniken für Menschen denen erwähnte ernsthafte Traumata im Leben erspart geblieben sind. Das Leben geht jedenfalls immer weiter, ob mit oder ohne Selbstmitleid, die Qualität bestimmen wir durch proaktives Handeln. Die Erde dreht sich weiter um die Sonne, die jeden Tag wieder neu aufgehen wird. Und wir entscheiden ob wir bei Regen lachen lernen wollen, denn regnen wird es sowieso. seelenboxer🥊🙏❤️